Ein Schneeballsystem

12. 04. 2013 | Philosophie | 0 Kommentare

Am 21.12.2012 hätte die Welt untergehen sollen, doch rein physisch existiert sie noch. Getan hat sich meiner bescheidenen Meinung nach trotzdem etwas. Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere ältere Leser an meinen Happy Apokalypse-Beitrag aus dem Jahr 2009. Damals habe ich einige Thesen zusammengetragen und eine davon scheint sich nun zu bewahrheiten: Die Geschichte mit dem sich verändernden Bewusstsein. Wir erinnern uns kurz: die Erde schwingt in einer bestimmten Frequenz und das menschliche Bewusstsein nimmt diese Schwingungen wahr. Doch diese Schwingung ändert sich zyklisch (gemessen am Maya-Kalender) und der Übergang in die nächste Frequenz fand seinen Höhepunkt am 21.12.12, dem Weltuntergangstag. Wer offen ist, lässt sich auf die neue Frequenz ein und steigt in die nächste Bewusstseins-Ebene auf. Wer sich dem Wandel verschließt, schwingt zunehmend dissonant und wird von seinem Hass übermannt und sich mit Gleichgesinnten gegenseitig aufreiben. Ruft beispielsweise ein beliebiges Diskussions-Portal auf, das Spiegel-Forum oder auch ein Facebook-Profil eines Prominenten und lest Euch die Beiträge der anonymen Masse durch. Dort wird Euch konzentrierter Hass entgegen schwappen, der subjektiv immer größer wird. Das Internet scheint das perfekte Ventil für all die angestauten Emotionen jener zu sein, die laut schreiend mit dem Finger auf andere zeigen, nur um sich von sich selbst abzulenken.

Dabei würde genau dort der Schlüssel liegen. In einem selbst. Unsere Umwelt ist nichts anderes als ein großer Spiegel, der uns unsere Emotionen, Gefühle und Gedanken solange zurückschleudert, bis wir begriffen haben, dass wir nur etwas verändern, wenn wir uns selbst ändern. Wer seine Spiegel hingegen zerdeppert, wird dahinter nur immer neue, noch größere Spiegel vorfinden. Leider scheint es um so vieles einfacher zu sein, Fehler und Verschulden im Außen zu suchen.

  • „Mein Chef ist schuld, dass mein Job scheisse ist.“
  • „Meine Frau ist schuld, dass unsere Beziehung den Bach runter geht, weil sie mich und das was ich tue nicht würdigt.“
  • „Meine Kinder treiben mich in den Wahnsinn.“

Diese Aussagen kennt jeder. Und wenn er sie noch nie selbst gesagt oder gedacht hat, kennt er doch zumindest jemanden, der es getan hat oder tut. Damit einher geht dann meist auch das (Ver-)urteilen. Darin haben wir es nämlich zur Meisterschaft gebracht. So bescheiden wir sonst auch gerne tun, so angepasst wir sein wollen, so sehr wir Wert auf das legen, was andere Menschen über uns denken (könnten), in dieser einen Sache sind wir uns meist (unbewusst) einig: dass unsere Wahrheit die einzig gültige ist. Dabei gibt es auf der Welt zum Zeitpunkt des Entstehen dieses Beitrags 7.128.642.039 Wahrheiten. Und jeder Mensch lebt nach seiner Wahrheit. Der Trick ist, sich dessen bewusst zu werden. Gott ist nämlich ein Scherzkeks. Als er den ersten Menschen erschaffen hat, hat er ihm ins Ohr geflüstert „Du bist einzigartig, die Krone meiner Schöpfung!“. Dem zweiten Menschen den er geschaffen hat, hat er ebenfalls „Du bist einzigartig, die Krone meiner Schöpfung!“ zugeflüstert. Und so fort.

Die Spiritualität erlebt gerade einen Frühling: allenthalben kann man zarte Knospen entdecken, wenn man nur genau hinsieht. Auch wenn unsere Medien tagtäglich bestrebt sind, unseren Angst-Level konstant hoch zu halten indem sie uns mit Katastrophen, Morden und Zwietracht bombardieren, trauen sich immer mehr Menschen, aus ihrem Ententeich, den sie bis dahin für das Maß aller Dinge gehalten haben, zu steigen und entdecken die Meere, die sich vor ihnen auftun. Manche verschließen sich der neuen Schwingung vollständig und wundern sich vielleicht, warum sie immer trübsinniger und antriebsloser werden. Bei anderen staut sich ein unbestimmbarer Schmerz an und wenn der Leidensdruck groß genug ist beginnen sie vielleicht, ihre Fühler ausstrecken wie eine Schnecke, die nach langem Winterschlaf das erste Mal wieder die Sonne spürt und aus ihrem Haus gekrochen kommt. Und wieder andere haben ihr Herz bereits geöffnet. Sie werden von den anderen meist als ewige Glückskinder wahrgenommen, als Ausreisser oder Unangepasste, als Menschen, denen alles zuzufliegen scheint und die einen Platz auf der Sonnenseite des Lebens gepachtet haben. Und nun liegt es wieder an uns, wie wir damit umgehen. Verurteilen wir und benutzen diese Menschen als Ventil für unseren Hass? Oder nehmen wir sie uns als Vorbild und tun es ihnen gleich?

Unsere Entscheidung.

Wir können die Welt nur verändern, wenn wir damit bei uns selbst anfangen. Wir haben uns lange genug bewiesen, dass es nichts bringt, andere verändern zu wollen, sie zu erschießen, sie zu missionieren oder zu manipulieren. Wenn es mir gut geht und ich mit mir im Reinen bin, geht es automatisch auch meinem Umfeld gut. Und dann setzt eine wunderbare Kettenreaktion ein.

Das erste, wirklich sinnvolle Schneeballsystem.

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