Ach Echelon. Was war ich gespannt auf Dich. Obwohl’s Dich nun schon so lange gibt, habe ich Dich heuer das erste Mal besucht. Ich habe wilde Geschichten über Dich gehört. Du seist eins der letzten großen Untergrund-Electro-Festivals, das noch nicht dem EDM-Kommerz verfallen sei, hat es geheißen. Nicht dass ich etwas gegen Mainstream hätte, ganz im Gegenteil. Ich höre gerne melodische elektronische Tanzmusik. Und ich mag auch die gigantischen Bühnen eines Tomorrowlands oder Electric Love. Mit den ganzen Lichtspielerein und den Feuerfontänen.
Wenn man Dich an DEINEN Bühnen misst, liebes Echelon, bist Du definitiv kein Mainstream. Deine Stages sind, nun ja, dezent. So wie auch die Bereiche dazwischen. Du hast einen spröden Charme, mit Deinen endlosen Bauzaun-Konstrukten und Biertisch-Thresen. Wenn es dunkel ist, fällt das nicht so auf, aber da Du Dich auch tagsüber abspielst, müsste ich Dich sehr belügen, würde ich behaupten, dass Du hübsch bist. Du könntest Dir da von Deiner Kollegin Utopia Island was abschaun, etwas mehr Liebe zum Detail muss ja nicht gleich in Kommerz ausarten. Aber bestimmt bist Du der Meinung, dass eben nichts von der Musik ablenken soll. Du hast ein recht ordentliches Lineup aufgefahren, scheinst alle bekommen zu haben, die nicht in Österreich auf dem gleichzeitig stattfindenden Lake Festival gebucht waren. Ich bin ja immer ein wenig überfordert wenn an so vielen Orten parallel aufgelegt wird, ich habe da immer irgendwie das Gefühl, etwas zu verpassen und die meiste Zeit mit Laufen und Timetable studieren beschäftigt zu sein. Das ist schade, dafür kannst Du aber nichts, das ist ja so üblich auf Festivals.
Ich habe ein bisschen gebraucht bis ich mich einfach auf eine Bühne eingeschossen habe, das war in Deinem Fall der unscheinbare E-Motion Floor. Dort ließ es sich trotz der brüllenden Hitze am besten tanzen, weil es hier den unerträglichen Durchgangsverkehr, der vor der Center Stage herrschte, nicht gab. Und hier waren auch richtig gute, progressive DJs am Werk, allen voran Watermät und A.N.A.L*. Mit Deinen Main Acts konnte ich gar nicht so viel anfangen, so gern ich zum Beispiel Alle Farben oder Robin Schulz zu Hause auch höre, „live“ gefallen sie mir nur bedingt, ich hatte immer irgendwie das Gefühl, dass es auf der Center Stage kaum ein DJ geschafft hat, das Publikum richtig abzuholen. Lag vielleicht auch an der komischen Bühne mit dem seltsamen VIP-Bereich um das DJ-Pult herum. Und dass die Leute vor der Bühne immer irgendwie in Bewegung waren, ständig wollten alle irgendwo hin und sich gegenseitig auf die Füße treten.
Ich weiß auch noch nicht so recht was ich von Deinem VIP-Konzept halten soll. Bereut habe ich es nicht, denn mit dem schicken schwarzen Bändchen bin ich immerhin in den Genuss separater Toiletten und eigener Bar gekommen und am allerwichtigsten: ohne hättest Du mich um Mitternacht wahrscheinlich nicht mehr in den E-Motion-Floor gelassen. Aber der VIP-Bereich an sich war einfach nicht schön und die Backfischsemmel liegt mir heute noch schwer im Magen. Da bin ich besseres gewohnt, als so versnobt oute ich mich jetzt einfach mal vor Dir.
*(steht für Alles Nur Aus Liebe. Wenn man dem Kumpel per Whatsapp seinen Standort mittels „Komm Anal“ mitteilt, könnte das aber auch nach hinten losgehen…)
0 Kommentare