Schemen

22. 02. 2012 | Literarisches | 4 Kommentare

Das Gefühl einer inneren Unruhe.
Schwer zu lokalisieren, kaum einzugrenzen.
Scheinbar grundlos zieht es sich wie eine Schlingpflanze um die Organe und drückt zu.
Und als wäre mit den Schneeflocken die Melancholie zurückgekehrt, voller Hohn, den Frühling, der sich doch bereits angekündigt hatte, verspottend, liefern sich die Elemente einen Kampf auf Leben und Tod.

Und man selbst, zum Zusehen verdammt, könnte zwar probehalber herzhaft ins Getümmel treten, die Gefahr, etwas falsches zu treffen erscheint gering, aber kaum der Mühe wert. Auf dem metaphorischem haarigen Arsch des Schicksals wächst ein ganzer Urwald, wuchernd, feucht, dunkelgrün, und bringt die seltsamsten Geschöpfe hervor, wohl wissend, dass diese ohnehin nur von jenen wahrgenommen werden, die ihre Sinne geschärft haben.
Ob sie das nun wollen oder nicht.
Und sie führen einen seltsamen Tanz auf, missgebildete, unmöglich verkrümmte Körper, Schuppen, Reisszähne, Flossen, buhlen um die Aufmerksamkeit, wie lästige Schmeissfliegen auf einem Kadaver, irgendwo in einer brütend heissen Wüste. Trockene, sandige Luft zerschneidet die ausgedörrte Kehle. Das beständige Surren der Aasräuber gräbt sich unerbittlich in die Gehörgänge, flimmernde Schemen ziehen vorbei, wie Fata Morganen anderer Realitäten, die zeigen, was hätte sein können wenn es nicht alles ganz anders gekommen wäre. Sie ergreifen, oder zumindest berühren, erscheint unmöglich, die tastenden Hände gleiten von den glatten Oberflächen ab, finden keinen Halt, nicht die kleinste Ritze, in die sich ein verzweifelter Finger hätte hineinbohren können.
Dann lehnt man sich zurück, stellt fest, dass da nichts mehr ist, was einen vom Sand trennt, gleitet hindurch, lässt los und treibt.
Und an einem Ort, wo Tränen vergebens und Blut keine Bedeutung hat, erklingt ein Lied, so unglaublich rein und unschuldig, dass es wie die Mutter des Vergessens erscheint.

Wer auch immer da war.

4 Kommentare

  1. FMT

    Teile deine Drogen mit deinem Nachbarn…!
    Dann quäle ich dich auch nicht mehr (so oft) mit meiner Entspannungs-Mucke…

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  2. Andi

    Die Droge heißt Alkohol. Ich halte es mit jenen Literaturschaffenden, die Ergüsse wie den obigen nur im Rausch zustande bringen. Dafür ist’s aber dann recht ordentlich geworden. Vielleicht meine wahre Bestimmung?

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  3. Maschte

    Junge, das was du da nimmst, solltest du entweder lassen oder mehr davon nehmen! ^^

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  4. matthias

    Jaja, das kenn ich auch. Sich erst die Birne zuschütten (warum auch immer) und dann vermeintlich geniale Texte verfassen. Seitdem mach ich den Rechner nicht mehr an, wenn ich mehr wie zwei Bier hab. Ist wie mit’m Fahren. :D

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