Indigene Balzversuche

09. 07. 2015 | Die Welt, einfach erklärt | 0 Kommentare

Vor ein paar Tagen, an einem besonders heißen Julinachmittag, habe ich mich zum Schreiben ins Jenbachtal zurückgezogen und mir an einem Wasserfall ein schönes Refugium eingerichtet. Es dauerte nicht lange und am anderen Ufer tauchten auf dem Wanderweg zwei Frauen auf. Genau konnte es von meiner Warte aus nicht beurteilen, aber mindestens eine der beiden schien jung und braungebrannt, sportlich und nur mit Hotpants und einem dünnen Leibchen bekleidet zu sein. Und ich habe sie schon gehört bevor ich sie überhaupt hatte sehen können, denn sie trug eine Gitarre, auf der sie beim dahinwandern spielte. Die andere musste bedeutend älter gewesen sein, ich tippte also auf Mutter und Tochter. Als die beiden etwa auf Höhe meines Wasserfalls gelangt waren, standen sie eine Zeitlang unschlüssig herum, blickten immer wieder zu mir und… wateten schließlich über den Fluß auf meine Seite herüber. Die braun gebrannte Nymphe fragte unschuldig, ob bei mir noch ein Platz frei wäre, wartete meine Antwort aber gar nicht ab, entledigte sich flugs ihrer Shorts nebst T-Shirt und setze sich im ultraknappen Bikini neben mich. Dann stimmte sie auf ihrer Klampfe „Wolke 4“ an und sang sogar einigermaßen passabel dazu. Die Mutter war derweil in die Gumpe des Wasserfalls gehüpft um darin zu baden. Ich musste wohl ziemlich belämmert dreingeschaut haben, denn das Mädel lachte schließlich laut und herzlich und stellte sich dann bei mir vor: ihre Mama habe heute Geburtstag, deshalb wanderten sie heute durchs Jenbachtal und wollten „diesen spektakulären Wasserfall“ besuchen (für Ortsfremde: so etwas Ähnliches wie einen „spektakulären Wasserfall“ gibt’s bei uns am Ende des Jenbachsteigs, unterhalb des oberen Parkplatzes). Ganz offensichtlich war den beiden „mein“ Wasserfall vorerst aber auch genug. Ich hatte zwar den Eindruck, dass bei mir zu bleiben eher der Wunsch der Tochter als jener der Mutter gewesen war, aber Mamas Protest hielt sich in überschaubaren Grenzen. Mein siebter Sinn rannte bereits mit schellenden Alarmglocken und rudernden Armen hektisch im Kreis herum, aber gewisse niedere (und vorwiegend männliche) Regionen hatten das Ruder vorerst noch fest in der Hand. An Schreiben war nicht mehr wirklich zu denken und immer wenn ich meinen Laptop aufklappte, fand die Nymphe einen Grund, mich wieder in ein Gespräch zu verwickeln und abzulenken. Erwähnte ich, dass sie einen SEHR knappen Bikini anhatte? Was die Mutter nicht im Geringsten zu stören schien? Und es war ein verdammt heißer Tag gewesen (weswegen ICH übrigens auch nicht mehr als eine Badehose trug). Nun gut, ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen: schließlich, nachdem wir genug Smalltalk ausgetauscht hatten, ging es ans Eingemachte. Die beiden Damen beschlossen einvernehmlich, mir ein Lied vorzutragen. Es war ein gutes Lied, die zwei hatten musikalisch echt was drauf und ich bildete mir zunächst einiges auf mein Privatkonzert ein. Wäre da nur nicht der Text gewesen. Denn der handelte davon, wie schön Gott doch die Berge, die Flüße, die Natur im Allgemeinen gestaltet hatte. Und wie sehr man ihn doch dafür loben und preisen dürfe. Und auch solle.
Und als die beiden Bardinnen geendet hatten und ich artig Beifall spendete, folgte die Gage in Form einer unschuldigen Frage:

Sag mal Andi, glaubst Du eigentlich an Gott?

Sollte ich mir bis dahin noch Chancen bei der jungen Mikrobikini-Gazelle ausgerechnet haben, schwammen sie nun allesamt den Jenbach hinab. Nicht dass die sich anschließende, knapp halbstündige Diskussion um Sinn und Unsinn von Religion(en), Fanatismus und der Unmöglichkeit (!) von Sex vor der Ehe (!!) nicht außerordentlich spaßig gewesen wäre, vor allem weil die beiden Missionarinnen offenbar nicht mit meiner Debattierfreude und meinen doch recht klaren Ansichten zum Thema Spiritualität gerechnet hatten. Aber die Geschichte, die sich, so wahr es den Mardermolch gibt, tatsächlich so abgespielt hat, zeigt doch sehr deutlich, in welchen Dilemma wir unschuldigen Single-Männchen uns befinden. Gefühlt hat sich am archaischen Rollenbild einer Prä-Feminismus-Ära nämlich rein gar nichts geändert. Für den ersten Schritt ist nach wie vor der Mann zuständig, nur dass auf eine anbalzenswerte Frau ebenfalls gefühlt immer mindestens zehn Kerle kommen, die allesamt besser aussehen, berühmter sind oder einen größeren Bausparer haben als man selbst.

Und wenn dann mal tatsächlich ein Mädel den ersten Schritt macht, zeigt die Erfahrung, dass es sich dabei in der Regel immer um ein Überraschungsei handelt, dass man(n) nur mit äußerster Vorsicht an- (oder aus-)packen sollte.
Ich kann das auch empirisch belegen.
Nicht nur durch die beiden Gottesanbeterinnen, die mich gerne auf ihre Seite gezogen und wohl am liebsten blitzverheiratet hätten.
Vielleicht erzähle ich Euch ein andermal die Geschichte von der netten Rettungschwimmerin, die auf einem Festival Bier zu verschenken hatte.
Oder die Story, als mir auf einem Bauernfestl von einer nahezu überirdischen Schönheit eine „Zigarette“ angeboten wurde.
Oder als ich letztens bei einem Fotoshooting von einem splitternackten Model… ach lassen wir das.

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